Fässler, Paul
Paul "Pölle" Fässler
* 13. Juni 1901 in Bronschhofen
26. März 1983 in Bern
Position: Läufer und rechter Forward
Nationalmannschaft
33 Länderspiele, 0 Tore
Erstes Länderspiel: 19. November 1922 gegen Holland in Bern (5:0)
Letztes Länderspiel: 9. Februar 1930 gegen Italien in Rom (2:4)
Olympiateilnahmen: 1924 (Final), 1928 (1. Runde)
Vereinsstationen
Jugendverein: FC Flora Bern
1920-1933 BSC Young Boys (bis 1925 FC Young Boys genannt)
1933-1935 FC Biel-Bienne
1935-1936 BSC Young Boys
Vereinserfolge
Schweizer Meister 1929 (mit BSC Young Boys)
Sieger des Championnat intermédiaire 1933 (mit BSC Young Boys)
Schweizer Cupsieger 1930 (mit BSC Young Boys), weitere Finalteilnahme 1929 (mit BSC Young Boys)
Total 64 Spiele (2 Tore) in der Schweizer NLA (ab 1933/34, Statistiken der vorherigen Meisterschaften nicht vorhanden)
Diverses
Paul Fässler wurde in Bronschhofen in der Ostschweiz geboren, sein Lebensmittelpunkt wurde jedoch Bern, wo er nach Jugendjahren beim FC Flora, wo ihn die YB-Legende Ramseyer auf der Allmend entdeckte, zwischen 1920 und 1935 mit einem Abstecher zum FC Biel-Bienne in der Saison 1933/34) für YB auflief.
Fässler war nur 1,59 m gross, gehörte jedoch zu den besten Schweizer Fussballern seiner Zeit. Er war hartnäckig, technisch und in Sachen Spielverständnis vielen überlegen. Ausserdem konnte er sich sehr rasch auf Spielsituationen einstellen. Seine nie ermüdende Kampbereitschaft brachte ihm in der Öffentlichkeit auch das Attribut des "Stehaufmännchens" ein.
Paul Fässler, den sie in Bern "Pölle" nannten, gehörte zum legendären Schweizer Team, das an den Olympischen Spielen 1924 in Frankreich bis in den Final vorstiess und dort Uruguay unterlag. Die Schweiz konnte sich so als inoffizieller Europameister fühlen. Das 9:0 zum Auftakt gegen Litauen ist bis heute der höchste Schweizer Länderspielsieg. Fässler, der ausser im ersten Achtelfinalspiel gegen die Tschechoslowakei alle Spiele als rechter Forward bestritt, gelang beim Turnier, das damals einer WM gleichkam, kein persönlicher Treffer.
In den 1920er-Jahren prägte Captain Fässler den bis zum 22. August 1925 FC und danach BSC genannten Club der Young Boys gemeinsam mit dem starken Torhüter Hans "Pudere" Pulver. Massgeblichen Anteil an den guten Zeiten hatte der englische Trainer Jimmy Hogan. In jene Periode fiel auch der Wechsel von YB vom altehrwürdigen Spitalacker ins neue Stadion Wankdorf (1925).
Fässler war auch bei den Olympischen Spielen 1928 in Amsterdam mit von der Partie, die für die Schweiz jedoch nach der Startniederlage gegen Deutschland (0:4) schon nach einem Spiel beendet waren.
In zwei seiner 33 Länderspiele trug Fässler die Captainbinde, am 18. April 1926 beim 1:1 in Zürich gegen Italien und am 10. Oktober 1926, bei der 1:7-Niederlage in Wien gegen Österreich.
In der Saison 1928/29 wurde Fässler zum einzigen Mal in seiner Karriere Schweizer Meister. Mit den Berner Young Boys zog er als Meister der Zentralgruppe in der dreigliedrigen Schweizer Meisterschaft der Serie A in die Finalrunde ein, wo nach einem 0:0 gegen Urania Genf am 30. Juni 1929 die Grasshoppers mit 2:0 besiegt werden konnten. Das reichte zum sechsten Meistertitel von YB bis dahin - und verhinderte den dritten Meistertitel von GC in Serie. Speziell am Spiel: Torhüter Hans Pulver wurde reaktiviert, der standardmässige Goalie Jung wurde als Mittelstürmer aufgestellt und erzielte prompt eines der beiden YB-Tore!
In dieser Finalrunde der Serie-A-Meisterschaft stand Fässler mit YB auch 1920/21, 1925/26, 1929/30, 1930/31 und 1931/32 vertreten, ohne jedoch den Titel erringen zu können.
In der Saison 1922/23 wurde gar kein Meistertitel vergeben. Nachdem der FC Bern zunächst ein Spiel gegen Biel nachträglich forfait gewann, war er mit YB punktgleich. Zu einem Entsheidungsspiel wollte YB nicht antreten, sodass der FC Bern an der Finalrunde der drei Gruppenmeister teilnahm und dort auch den Titel errang. Erst Mitte September 1923 wurde ein Spiel des FC Bern gegen den FC Basel (4:0) nachträglich mit 0:3 forfait gewertet (Einsatz eines nicht qualifizierten Spielers) und Bern hätte so gar nicht an der Finalrunde teilnehmen dürfen. Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit wurde auf die Vergabe des Titels verzichtet. Ein Unikum in der Schweizer Fussballgeschichte.
1930 gewann Fässler mit YB auch den Schweizer Cup, der im Jahr zuvor beim 0:1 gegen Urania Genf noch verloren gegangen war und somit das Double verhinderte. Nun gewann YB vor 7500 Zuschauern im Wankdorf gegen den FC Aarau dank eines Treffers von Alt-Torhüter Jung in der 15. Minute mit 1:0.
1933 wurde zwischen der 35. und 36. Schweizer Meisterschaft ein sogenanntes Championnat intermédiaire ausgerichtet. YB gewann den Final der beiden Gruppensieger gegen GC am 28. Mai 1933 mit 2:1.
Die Saison 1933/34 war die erste eingleisige Nationalliga-Meisterschaft in der Schweiz mit nur einer 16er-Gruppe in der höchsten Spielklasse. Paul Fässler hatte auf diese Spielzeit hin jedoch zum FC Biel gewechselt, der die Spielzeit auf Rang 7 beendete. Nach einer weiteren Saison in Biel beendete er in der Spielzeit 1935/36 bei YB seine Karriere.
1983 verstarb Fässler 81-jährig in Bern